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Kategorie
Scientific Consulting, Consumer Care, SGS proderm
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Am 31.5.2022 erschien im Skin Research & Technology Magazin die proderm Publikation 'Confocal Raman spectroscopy is suitable to assess hair cleansing-derived skin dryness on human scalp'. Stephan Bielfeldt, Vice president Science and Consulting und Dr. Iryna Kruse, Director Customer Relations & Sales, waren an der Entwicklung der Methode federführend beteiligt. In diesem Interview geht Stephan Bielfeldt auf die Hintergründe dieser Publikation ein und erklärt, warum der Einsatz der Methode in der Entwicklung von Rinse-off-Produkten sinnvoll sein kann.

Hallo Stephan – der im Skin Research & Technology veröffentlichten Publikation liegt eine von proderm neu entwickelte Methode zugrunde. Warum ist diese Methode wichtig?

Zunächst einmal möchte ich erwähnen, dass Haarprodukte wie Shampoos und Spülungen von Verbrauchern weltweit angewendet werden und der Haarpflegemarkt demzufolge ein bedeutender Markt im Kosmetiksektor ist.

Gleichzeitig ist bekannt, dass Produkte aus diesem Bereich Juckreiz, Spannungsgefühl und trockene Kopfhaut hervorrufen können, wenn diese nicht mild genug sind. Für Hersteller ist es demnach essentiell die Frage zu beantworten, wie mild das eigene Produkt ist.

Wir sind der Meinung, dass für die Beantwortung dieser Fragestellung bisher nicht ausreichend aussagekräftige und authentische Methoden zur Verfügung standen, die die Effekte des Haarewaschens am Anwendungsort Kopfhaut untersuchen. Insofern waren wir sehr motiviert, diese Methode zu entwickeln und die Ergebnisse zu publizieren.

Du sprichst von einer bis dato methodischen Lücke. Magst Du das etwas ausführen?

Untersuchungen der Kopfhaut sind aufgrund der Haare speziell. Verfahren, die bei anderen Hautarealen hervorragend funktionieren, erfahren aufgrund der Haare, die im Weg sind, eine Beeinträchtigung. Dies hat dazu geführt, dass Rinse-off Produkte aus dem Haarpflegesegment oftmals am Unterarm untersucht werden.

Diese Vorgehensweise vernachlässigt aber die Tatsache, dass sich die Kopfhaut von anderen Hautarealen unterscheidet. So sind beispielwiese die Durchblutung und die Dicke des Stratum Corneum der Kopfhaut anders ausgeprägt als dies in anderen Arealen der Haut der Fall ist.

Mit der von uns etablierten Methode können wir diese Lücke schließen und Produkteffekte zukünftig direkt im Anwendungsareal messen: der Kopfhaut.

Du hast die Haare als Störfaktor für instrumentelle Messungen angesprochen. Wie bewältigt Ihr diese Herausforderung in Eurer Methode?

Es ist wichtig zu wissen, dass ein einzelnes Haar circa 100 Mal dicker als der bei der Messung eingesetzte Laser ist. Insofern steht ausreichend Platz zur Verfügung, um diesen direkt auf der Kopfhaut zu platzieren. Unsere Versuchsleiter können sich während der Messung mittels Live- Mikroskopbild vergewissern, dass sie wirklich auf der Haut messen und nicht auf einem Haar.

Was genau wird denn eigentlich gemessen?

Die Anwendung von Rinse-off-Produkten führt zu einer Auswaschung von Substanzen, die die Haut feucht hält. Dazu zählen die natürlichen Feuchthaltefaktoren (NMF), Harnstoff und Milchsäure, sowie die Barrierelipide. Im Ergebnis wird die Haut trocken und ein Barriereschaden kann entstehen. Im Rückschluss bedeutet das: Je weniger es im Rahmen einer Produktanwendung zu einer Auswaschung dieser Stoffe kommt, desto milder ist das Produkt. Es sind genau diese Faktoren, die wir mit der Methode untersuchen können.

Die Publikation basiert auf einer Pilotstudie. Welches Produkt wurde dabei untersucht?

In der Pilotstudie wurde ein Standardshampoo, welches keine besonderen Pflegesubstanzen aufweist, drei Mal hintereinander von Studienpersonal auf der Kopfhaut angewendet.

Ist das nicht etwas ungewöhnlich – Verbraucher würden sich doch nicht drei Mal hintereinander die Haare waschen?

Wir haben uns ganz bewusst für eine mehrfache Anwendung entschieden, um die Effekte des Auswaschens zu verdeutlichen. Tatsächlich gehen wir davon aus, dass entsprechende Auswascheffekte bereits nach Einmalwaschung entstehen. Darüber hinaus ist eine Mehrfachanwendung gar nicht so ungewöhnlich. So wird beispielsweise beim Frisör oftmals zwei Mal gewaschen. Weiterhin waschen die Anwender heutzutage täglich ihre Haare, das ist ja auch eine Mehrfachanwendung, wenn auch in größeren Abständen.

Die neue Methode im Kontext eines Claim-Nachweises – wie würde das ablaufen?

Für einen Claim-Nachweis wäre eine vergleichende Untersuchung mit einem Benchmark-oder Standard-Shampoo sinnvoll. Hersteller würden dadurch erfahren, wie Ihr Produkt im Vergleich zu einem anderen Produkt feuchtigkeitsrelevante Substanzen auswäscht.

Zusätzlich kann im Rahmen einer Anwendungsstudie ermittelt werden, ob das Produkt gut beim Verbraucher ankommt bzw. ob unerwünschte Reaktionen wie Kopfhauttrockenheit, Spannungsgefühl und Juckreiz entstehen.

Stephan – vielen Dank für das Gespräch.

Hinweis:

Die Publikation steht unter folgendem Link als Open-Access-Artikel zur Verfügung:

Publikation


Ansprechpartner

Stephan Bielfeldt

Senior Expert Science & Innovation

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