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Interview mit Dorothea und Klaus-Peter Wilhelm

Dorothea und Klaus-Peter Wilhelm übergeben Ende Juni 2023 die Leitung des Unternehmens, das sie vor fast 30 Jahren gegründet und  aufgebaut haben, in andere Hände. Caroline Manger, Projektmanagerin für Consumer-Care-Studien und Journalistin/Cartoonistin für proderm-Storys, blickt auf eine 13-jährige berufliche Beziehung mit dem Duo zurück und hatte das Vergnügen, im Juni 2023 ein Interview mit diesem Power-Paar zu führen. Sie sprechen über ihre Erfolge, Misserfolge und vor allem über die Zukunft. Die Antworten bieten einen kleinen Einblick in das, was hinter Ihnen liegt, woran sie gescheitert sind, was sie stolz macht und worauf sie sich jetzt freuen. 

Ein gemeinsamer Lebensweg

Ein gemeinsamer Lebensweg mit Stationen in Deutschland, Österreich und in den USA verbindet Klaus und Doro (so wird sie intern genannt) seit über 40 Jahren. In Göttingen begann eine Reise, die ohne nennenswerte Unterbrechungen gemeinsam geführt wurde, wobei mal der eine dem anderen folgte und umgekehrt. Vor fast 30 Jahren (1994) gründeten sie gemeinsam proderm, und fingen mit insgesamt 5 Mitarbeitern und ca.  20 Studien im Jahr an. Zum Zeitpunkt der Gründung stand Doro eigentlich gerade vor einem wichtigen Durchbruch in ihrer wissenschaftlichen Forschung. Sie hatte ein Zytokin im Thrombozyten entdeckt. Gleichzeitig schien der richtige Zeitpunkt gekommen, um die Gründung zu wagen. Der Bedarf an unabhängiger Testung dermatologischer Produkte war eindeutig da. Ein weiterer Faktor war eine familiäre Entscheidung – der Umzug zum Standort der Firma sollte noch vor Einschulung des ersten Kindes erfolgen.  Mittlerweile haben sie drei Kinder großgezogen, sind bereits stolze Großeltern. Für die Enkel werden sie bald mehr Zeit haben, wenn sie sich ab Ende Juni weniger intensiv dem Unternehmen widmen, das sie bereits im Juli 2022 an die SGS Gruppe verkauften. Alle drei ihrer Kinder haben schon kürzer oder länger bei proderm mitgearbeitet aber keiner wollte die Firma übernehmen. Alle sind auf eigenen, ganz anderen Wegen durchs Leben unterwegs, wofür Doro und Klaus großen Respekt haben. Es hätte andere Optionen gegeben als SGS, Angebote gab es mehrere. Viele Überlegungen und das Gefühl, proderm hier in guten Händen zu wissen, führten zu der Entscheidung für SGS. Damit endet für die beiden im Juli ein großes Kapitel ihres Lebens und ich möchte von Ihnen wissen: was habt ihr vor? 

Was habt ihr vor?

Doro: "Es ist total spannend. Ich möchte auf jeden Fall gern weiter wissenschaftlich arbeiten, weiter gefordert werden, vielleicht nicht so zeitintensiv wie jetzt, sondern freier und unabhängiger. Ich werde weiterhin medizinisch-wissenschaftlich, beratend tätig sein. Auch Themen der Psychologie und des Coachings interessieren mich. Ich möchte zusammen mit Klaus viel reisen, Hobbies wieder aufnehmen und viel Zeit mit Familie und Freunden verbringen. Das ist bisher oft zu kurz gekommen. Es wird sicher schön, die Verantwortung loszulassen. Unbeschwert Urlaub zu machen, ohne aufs Handy zu schauen ist für mich eine irre Erleichterung."

Es geht im Gespräch viel um Freiheit, nicht in festen Strukturen eingebunden, selbstbestimmt zu sein. Caro an Klaus: Und du - frei oder verloren?

Klaus: "Verloren bestimmt nicht. Ich bin offen für das, was kommt, bin aber noch gar nicht festgelegt. Das ist mal eine neue Situation für mich. Bisher war immer alles direkt im Anschluss: Abitur, bis zum Studium Praktika und Jobs, dann Studium, Bundeswehr, dann zum Post-Doc in die USA, dann Facharzt, direkt zu proderm…sodass immer feststand, was als nächstes kommt. Und jetzt genieße ich die Zeit, auch mal reflektieren zu können, um dann sicherlich auch irgendwas Neues anzufangen. Was das genau ist, steht noch nicht fest. Fremdsprachen lernen, Reisen…aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch nochmal eine berufliche Herausforderung, gern auch im Bereich meiner Kernexpertise als Dermatologe, die für den einen oder anderen auch interessant sein dürfte."

Auch hier findet man ihn wieder, den zentralen Punkt der Gemeinsamkeit: das Freuen auf Entspannung aber auch auf neue Herausforderungen. Caro:  woran seid ihr gemeinsam gescheitert?

Woran seid Ihr gemeinsam gescheitert?

Was folgt ist eine abenteuerliche Geschichte, in der eine sehr gewiefte Betrügerin mit gutem Insider-Wissen auf der einen und die damalige Unerfahrenheit und Gutgläubigkeit auf der anderen Seite eine Rolle spielten. Klaus kann bis heute nicht darüber lachen. "Das tat schon sehr weh" sagt er, und meint damit wohl nicht nur die finanzielle Komponente. Diese Erfahrung hat sie langanhaltend vorsichtiger gemacht und war damit eine wichtige Lehre.
 

Was waren bedeutende Wendepunkte?

Größere Wendepunkte waren immer die Trennung oder der Weggang von wichtigen Mitarbeitern, etwas das in einem kleinen Familienunternehmen deutliche Umschwünge auslösen kann. Sehr anstrengend empfanden beide das Ende des letzten Jahrtausends als sich proderm flächenmäßig nahezu verdoppelte, und gleichzeitig mehrere Mitarbeiterinnen andere Wege einschlugen. "Da denkst du schon - Auwei, was passiert jetzt? Doppelte Kosten und eine riesige Fläche und gleichzeitig weißt du gar nicht, wenn du jetzt die Aufträge bekommst, die du möchtest und brauchst, wer die bearbeiten soll. Das war schon eine ganz schön kritische aber im Nachhinein eine gute Phase. Die MitarbeiterInnen die dann gekommen sind, passten gut zu der Firma und hatten ein anderes, stärkeres Committent, Birka (Study Coordination, AdR) zum Beispiel  ist bis heute da und macht einen tollen Job."

Durch solche Erfahrungen ist die Resilienz der beiden über die Jahre gestiegen. Klaus erzählt: "Ein Jahr später hat 9/11 die Welt verändert und zu einem erheblichen Auftragsrückgang geführt. Keiner wusste damals, wie und ob es weiter geht. Dann 2007/2008 die Finanzkrise – da gab es schon Bremsspuren. Wir hatten immer das Glück, zu Beginn von Phasen der Rezession, relativ gut gefüllt Auftragsbücher zu haben. Das hatten wir auch zu Beginn von Corona. Das Wissen, dass wir die anderen Krisen gemeistert haben und dass wir solide aufgestellt waren, hat zumindest zu einer gewissen Gelassenheit geführt, dass wir das auch schaffen würden."

Worauf seid ihr stolz?

Geschafft haben sie es. Das von ihnen aufgebaute Unternehmen, zeichnet sich durch eine familiäre Atmosphäre aus, geprägt von legendären Betriebsausflügen und Firmenfeiern, von hohem Anspruch an wissenschaftlich fundierte Arbeit, Innovationskraft, Kreativität und Agilität, um auf einen sich ständig verändernden Markt zu reagieren. Ein bisschen Glück und Zufall war auch dabei, wie immer im Leben. Damit wurde ihr Unternehmen so erfolgreich, dass sie in 2021/22 einen Umsatz von 13.6 Mio. € verbuchen und über 140 Mitarbeiter beschäftigen konnten.

Auf diese guten Entwicklungen sind sie stolz und auf all Ihre Mitarbeiter, von denen sie gelernt haben, vor allem auf die, die sie herausgefordert haben. "Viele hatten irgendeine Idee, irgendwas zu machen", sagt Klaus, "Stephan Bielfeldt zum Beispiel mit all seinen verrückten Projekten. Ich habe das oft erst einmal abgelehnt. Da immer die Energie aufzubringen, mich zu überzeugen, da immer hinterher zu sein, das fand ich immer großartig und bewundernswert."

In dem Gespräch wird klar, dass das hier noch lange nicht das Ende ist, sondern ein Anfang. Beide sind offen sich weiterzuentwickeln und starten voller Energie und Freude in eine weitere gemeinsame Etappe einer Reise in einem ungewöhnlichen und bemerkenswerten Leben.


Der Colbert Questionnaire

Der Colbert-Fragebogen ist eine Sammlung von 15 Fragen, die offenbaren soll, wer eine Person wirklich ist. In regelmäßigen Abständen werden prominente Gäste wie Helen Mirren, Tom Hanks oder Sting in der US-Amerikanischen „Late Show" mit Stephen Colbert befragt. Alle Interviews mit diesem Fragebogen findet ihr auf YouTube. Ich habe mir die Freiheit genommen, Doro und Klaus meine persönliche Auswahl an Fragen zu stellen. Und fand es ziemlich aufschlussreich.

Was ist das beste Sandwich?

Doro: Tomate Mozzarella Rucola

Klaus: Serrano-Schinken

Was ist die eine Sache, die du besitzt, die du wirklich rausschmeißen solltest?

Klaus: Darf ich nur eins sagen?! (denkt nach) Die Hälfte von dem, was in unserer Garage gelagert wird.

Doro: Das alte Vogelfutter

Was ist das furchteinflößendste Tier?

Klaus: Tsetse-Fliege

Doro: Ich habe wirklich keine Angst vor einem Tier.

Was ist dein Lieblingsgeruch?

Doro: Gardenien-Blüte

Klaus: Frisch gemähtes Gras

Schlimmster Geruch?

Doro: Lavendel

Klaus: Jauchegrube

Äpfel oder Orangen?

Beide: Orangen

Sport – ist es das wert?

Klaus: Auf jeden Fall!

Doro: Hmmmmm (alle lachen)

Still oder Sprudel?

Beides – Sprudel!

Was ist die am häufigsten verwendete App auf deinem Handy?

Doro: WhatsApp

Klaus: (Nach einer langen, hochmotivierten Recherche in seinem Handy) auch WhatsApp

Beschreibe den Rest deines Lebens in fünf Worten.

Doro: Liebe, Reisen, Kultur, Essen, Gelassenheit

Klaus: Dankbarkeit, Genuss, Überraschungen, Gesundheit, Reisen


Interviewer

Caroline Manger

Project Manager


proderm is now part of SGS proderm is now part of SGS